Dienstag, 28. Juni 2011

Coiffeursalonnamenkatastrophe à la provençale


Ist man erst einmal sensibilisiert für verunglückte Coiffeursalonnamen, findet man sie auf Schritt und Tritt, in allen Weltgegenden, überall. Auch in einem verschlafenen Provence-Kaff namens Tourrettes-sur-Loup. Gleichnamige Coiffeursalons existieren auch in St. Martin d'Uriage und in Beaumont-sur-Oise, falls das jemanden interessiert. Der Coiffeursalonname funktioniert nur, wenn man «Hair» auf französische Weise ausspricht, nämlich «ääär».

Foto: Bobby California

Freitag, 24. Juni 2011

Klartext

Selten hat jemand seinen Frust beim Online-Dating so unverblümt in Worte gefasst wie die folgende anonyme 55-jährige Dame, die (noch) Mitglied bei ElitePartner ist:

Ich über mich

Mein Lieblingsbuch ist ...

...das hat ein halbes Jahr niemanden interessiert.

Ich kann es nicht leiden, wenn ...

....man hier nach Übermenschen sucht. Warum kommen keine Anfragen? Ich war fünf Monate mit einem attraktiven Profil hier drin, ohne das geringste Interesse seitens der männlichen Partnersuchenden. Ich kann meine Enttäuschung nicht in Worte fassen. Es ist mir ein Rätsel, dass mich niemand angeschrieben hat. Ich weiss nicht, woran das liegt. Ich wurde zu keinem Telefon und zu keinem Kennenlern-Kaffee eingeladen. Noch schlimmer, meine Anfragen wurden mit Standard-Absagen gekillt. Es erstaunt mich, dass Professoren, Hochschulabsolventen, Studierte, etc. nicht in der Lage sind, ein paar Sätze selber zu formulieren. Ist das Niveau an den Hochschulen so tief? Ob das der Sinn einer Online-Partnersuche ist, ist für mich fraglich. Wo sind den die Männer mit Bildung und Charakter? Die sollten ja hier zu finden sein, wie die Werbung im Fernsehen sagt. Ich finde es so schade um das fehlinvestierte Geld.

Es macht mich glücklich, wenn ...

... wenn jemand Interesse an meinem Profil zeigt, und mich nicht nur besucht, sondern auch Kontakt mit mir aufnimmt (Gentlemen like). Leider habe ich das innert eines halben Jahres nie erleben dürfen.

Wenn ich ein Kunstwerk wäre, dann wäre ich ...

.. dann würde ich auf alle, die mir nicht schreiben, von der Wand herunterlachen und euch sagen, wie menschenverachtend Arroganz ist.Alle, die mein Profil ignoriert haben, verdienen einen schwarzen Klecks...keine schön leuchtenden Farben.......schade, dass ihr mich nicht kennen lernen wolltet.

Ein ideales Wochenende ist für mich, wenn ...

...sich nicht mit hochnäsigen Menschen herunzuschlagen müssen.

Wenn ich mir einen Traum erfüllen könnte, dann ...

...dann den, dass auch hochmütige Menschen mal Arroganz pur erleben.

Am wichtigsten in meinem Leben ist mir ...

...das Zusammensein mit lieben Mensche, die mich wertschätzen. Für die tue ich auch alles und wünsche ihnen nur das Beste. Schade gehörst Du nicht dazu. Das hast Du jetzt verbockt. Mein Abo läuft in drei Wochen aus. Du bist schuld, hast Du die Chance, eine echt starke Partnerin zu bekommen, nicht genutzt. Ich gönne Dir eine kettenrauchende, dümmlich, zickige Sozialhilfeempfänerin, Das haben arrogante Männer verdient.

Es bringt mich zum Lachen, wenn ...

..wenn die Männer hier an Frauen geraten, die nur an ihr Geld wollen.

In fünf Jahren möchte ich ...

... möchte ich mit meinem Partner über die Schwerenöter und Möchtegerns, die mich ignoriert haben, lachen können. Schade können das die notorischen Absageerteiler nicht lesen.

Das Besondere an mir ist, dass ...

.. dass ich über der Sache stehe, und weiss, dass ich einen lieben Partner kennenlernen werde.



Dienstag, 7. Juni 2011

Die personalisierte Zeitung

In der Syndicom-Mitgliederzeitung und jetzt auch noch in der Medienwoche durfte sich Nick Lüthi über einen Lieblingsmythos der dogmatischen Internet-Fans auslassen: die «personalisierte Zeitung». Die neue Wortschöpfung bedeutet, dass man nicht mehr eine ganze Zeitung kauft, sondern nur noch einzelne Artikel, die den Leser vermeintlich besonders interessieren. Nick Lüthi meldet, die Post wolle eine solche personalisierbare Tageszeitung anbieten. Der Test soll zeigen, ob die Zeitungsleserinnen und -Leser eine solche Zeitung wünschen.

Ob Lüthi diese «personalisierbare» Zeitung gut findet, sagt er nicht. Man darf davon ausgehen, dass er das Experiment befürwortet. Denn bei den Internet-Fans gehört es längst zum guten Ton, dass man die personalisierte Zeitung gut findet. Es gab ja seit den Punks keine gesellschaftliche Gruppe mehr, die so homogen denkt und argumentiert wie die dogmatischen Internet-Fans (d.h. die Internet-Aktivisten, die Leute, die sich zur sogenannten «Netzgemeinde» zugehörig fühlen).

Doch ist die personalisierte Zeitung wirklich ein Segen für die Menschheit? Cass Sunstein, Jus-Professor der Universität Chicago hat sich dazu Gedanken gemacht. Als er sich zum Thema äusserte, wurde er von den Digital-Fans als «Nazi» beschimpft.

Cass Sunstein hat etwas getan, was viele Internet-Anhänger nicht ausstehen können: Er hat Probleme benannt, die vom Internet verursacht oder verstärkt werden. Und das ist nicht erlaubt in den Augen der «Netzgemeinde». Für sie gilt: Das Internet ist grundsätzlich ein Segen für die Menschheit, weil sie wollen, dass das so ist. Doch Cass Sunstein weist auf eine folgenschwere Entwicklung hin:

«Mit der sinkenden Bedeutung der General-Interest-Magazine und -Zeitungen und mit der Blüte individuell zugeschnittener Programme treffen unterschiedliche Gruppen eine grundlegend unterschiedliche Wahl.»

Diese Entwicklung sei gefährlich, sagt Sunstein, weil sie im Extremfall zu Radikalisierung und Intoleranz führen könne:

«Die meisten Weissen vermeiden Nachrichten und Unterhaltung, die auf ein afro-amerikanisches Publikum zugeschnitten sind.»

Die personalisierte Zeitung, bei der man nur noch die Stoffe abonniert, die einen vermeintlich interessieren und bei der man alles ausblenden kann, was einen vermeintlich nicht interessiert, diese Zeitung bedrohe die Demokratie, sagt Cass Sunstein.