Donnerstag, 18. November 2010

222 Gründe, Heavy Metal zu hassen

Frank Schäfer weiss, was zieht: Die Liste seiner Buchpublikationen zieren so süffige Titel wie «Die Welt ist eine Scheibe. Rockroman», «Petting statt Pershing. Das Wörterbuch der Achtziger» oder «Kultbücher. Was man wirklich kennen sollte» (wo übrigens «La recherche du temps perdu» fehlt, eine unverzeihliche Auslassung). Das neuste Werk von Frank Schäfer trägt den Titel «111 Gründe, Heavy Metal zu lieben». Wieder so ein enorm knackiger Titel. Dazu möchte ich anfügen, dass ich keinen einzigen Grund kenne, aber dafür fallen mir spontan mindestens 222 Gründe ein, Heavy Metal zu hassen, darunter:

- weil sich der Musikstil seit 40 Jahren nicht wirklich weiter entwickelt hat;
- weil nur Männer diese Musik gut finden – oder Frauen, die auf dem Land leben;
- weil die Musiker so fürchterliche schüttere Matten tragen;
- weil die Musiker extrem humorlos sind und auf den Fotos nie lachen;
- weil die Musiker auf den Fotos oft ihre nackten Unterarme verschränken und grimmig dreinblicken, was total lächerlich aussieht;
- weil man mit einer Gitarre viel mehr anstellen kann;
- weil dieser Musikstil ein extrem enges Repertoire von Ausdrucksmitteln aufweist;
- weil diese Musiker und ihre Fans politisch uninteressiert sind;
- weil diese Musik immer grimmig und aggressiv ist, aber nie fröhlich oder geheimnisvoll;
- weil diese Musiker einen überholten Gitarrenfetischismus pflegen, der einen schnurstracks in die Arme von bleichen Electronica-Fricklern treibt;
- weil diese Musiker am liebsten grauenhafte schwarze Lederklamotten tragen;
- weil fast nur Männer diesen Musikstil spielen und Frauen höchstens als Sängerinnen geduldet sind;
- weil dieser Musikstil auf einem total überholten Macho-Diskurs beruht;
- weil schon die Begründer des Genres (Black Sabbath) eine enorm schmale Palette von musikalischen Ausdrucksformen aufwiesen;
- usw.