Sonntag, 25. Dezember 2011

Gebrauchsanweisung

1. Ich fütterte dieses Blog zwischen Februar 2010 und Juli 2011. Es war mein erstes Blog. Gestartet habe ich es aus zwei Gründen:

a) Um auszuprobieren, welche Themen ich in einem Blog an die Öffentlichkeit tragen kann. Ich wollte ein Blog haben, das ähnlich wie ein Zettelkasten funktioniert: Wenn ich etwas sehe oder höre, das ich aus irgend einem Grund spannend finde, wollte ich darüber schreiben.

b) Ein wichtiges Thema war für mich die Entwicklung der Medien, weil ich als Journalist arbeite. Ich nahm eine Reihe von Aussagen unter die Lupe, die in Mediendebatten immer wieder zu lesen sind. Aussagen wie: Blogger hätten den professionellen Medien ihr bisheriges Informationsmonopol entrissen. Oder die Meinung eines Bloggers, der bestimmt vielen anderen aus dem Herzen sprach: Blogger würden die gleiche Arbeit machen wie Journalisten, nur gratis. Aus den gleichen Kreisen war immer wieder zu hören, journalistische Texte müssten grundsätzlich gratis verfügbar sein. Eine Reihe von Texten in diesem Blog ging der Frage nach, ob das stimmt.

2. Ich führte dieses Blog unter dem Pseudonym Bobby California. Der Name stammt von einem Song des genialen kalifornischen Produzenten, Songschreibers und Sängers Curt Boettcher. Im gleichnamigen Song heisst es: «Changed my name to Bobby California». Also machte ich das Gleiche. Mit der Zeit merkte ich, dass der Auftritt unter Pseudonym nicht mehr zweckmässig war. Deshalb entschied ich mich, fortan im Internet unter meinem bürgerlichen Namen aufzutreten. Ich gründete ein neues Blog. Es ist inhaltlich anders ausgerichtet als das Bobby-California-Blog. Die Kategorie a) werde ich weiterhin mit Leidenschaft bearbeiten. Der Kategorie b), also dem Themenbereich «Entwicklung der Medien», räume ich im neuen Blog weniger Platz ein. Das kann sich wieder ändern. Aber im Moment dünkt mich, es wurde dazu alles gesagt, was man dazu sagen kann.

Hier gehts weiter.

Sonntag, 3. Juli 2011

Tücken des SBB-Tageskartenkaufs

Eine SBB-Tageskarte kaufen? Das klingt einfach. Doch die Automaten halten einen fiesen Fallstrick bereit, wie das folgende Beispiel zeigt.

Am Samstag wollte ich gemütlich durch das Land gondeln – mit einer SBB-Tageskarte zum Halbtax-Abonnement. Gut gelaunt begab ich mich zum nächstbesten Billettautomaten im Zürcher Hauptbahnhof. Dort bieten die SBB zwei Sorten Tageskarten an: die reguläre Tageskarte für 68 Franken und die 9-Uhr-Karte, die erst ab 9 Uhr gültig ist, für 58 Franken. Da es schon 11 Uhr war, entschied ich mich für die 9-Uhr-Karte. Als ich das Billett aus dem Automaten zog, traf mich fast der Schlag. Steht da doch mit fetten Lettern drauf gedruckt:

«SAMSTAG / SONNTAG NICHT GÜLTIG»

Heitere Fahne! Vor einem Jahr war das noch anders: Damals konnte man die 9-Uhr Tageskarte auch am Wochenende benützen – und dann sogar schon vor 9 Uhr... Schnell ging ich zum Billettschalter, um die nutzlose Karte, die jetzt am Wochenende nicht mehr gültig ist (was ich vor dem Kauf nicht wusste), gegen eine Tageskarte einzutauschen, die am Samstag auch wirklich gültig ist. Am Billettschalter erlebte ich den zweiten Schock: Die Schalterbeamtin erklärte mir in unfreundlichem Ton, es sei nicht möglich, die 9-Uhr-Tageskarte gegen eine reguläre Tageskarte einzutauschen. Sie zückte einen gelben Marker und markierte damit die folgende Zeile auf der Karte:

«KEINE ERSTATTUNG»

Klar doch, das hatte ich auch selber gelesen. Aber ich wollte ja gar keine «Erstattung» (also mein Geld zurück) – ich wollte nur die nutzlose Karte gegen ein gültiges Billett eintauschen und war auch bereit, zu diesem Zweck den Aufpreis zu zahlen. Aber das Theater am Schalter ging ungehemmt weiter. Die Schalterdame schimpfte mit mir und belehrte mich, ich hätte mich vor dem Kauf über das Nichtgültigsein der 9-Uhr-Tageskarte informieren müssen. Ich antwortete der Schalterbeamtin, dass das nicht möglich war, weil der Automat mir diese Information nicht vermittelte. Da meinte die Dame, ich hätte mich eben im Internet informieren oder am Schalter fragen müssen. Doch wenn ich eh am Schalter fragen muss, ob das Billett gültig ist, dann nützt mir der Automat nichts. So gings ein paar Minuten lang hin und her, bis die Schalterbeamtin sich bereit erklärte, ausnahmsweise die 9-Uhr-Karte gegen eine reguläre Tageskarte einzutauschen. Uff.

Ich weiss nicht, wie ein Rechtsanwalt dieses Problem beurteilen würde. Ich kann mir vorstellen, dass der Rechtsanwalt zum Schluss kommen könnte, dass es nicht korrekt ist, wenn die SBB am Automaten ein Billett verkaufen, das an zwei von sieben Tagen gar nicht gültig ist – ohne die Kunden vor dem Kauf über die eingeschränkte Gültigkeit zu informieren. Der Automat sagt mir nicht, dass die Karte seit neustem am Wochenende nicht mehr benützt werden kann, wie das Foto beweist:

Die Information, dass das Billett am Wochenende nicht mehr gültig ist, käme nur dann, wenn ich den i-Knopf drücken würde. Aber das genügt nicht – die SBB können von mir nicht erwarten, dass ich einen i-Knopf drücke, nur um zu schauen, ob ein Billett, das vor einem Jahr am Samstag gültig war, jetzt eventuell am Wochenende nicht mehr gültig sein könnte.

Die SBB müssten die Kunden unbedingt aktiv über die eingeschränkte Gültigkeit informieren. Dass das möglich wäre, beweist ein Foto, das mir der SBB-Railservice schickte, als ich mich dort beschwerte:
Das Foto zeigt einen Automaten des Verkehrsverbundes A-Welle in Baden. So muss es sein! Es ist also doch möglich, die Kunden korrekt zu informieren. Leider sind aber alle zwanzig Automaten in der Halle des Zürcher Hauptbahnhofs anders programmiert. Die SBB (und der Zürcher Verkehrsverbund) sollten sich ein Vorbild nehmen an der A-Welle!

Freitag, 1. Juli 2011

Die Erfindung von ABBA

Agnetha in der Küche: Man nehme einen Schuss Glamrock, eine Prise Phil Spector, alles kräftig umrühren...

Ich konnte nicht widerstehen, als ich im Jecklin eine Box mit allen ABBA-LP's stehen sah. 296 Franken für neun LPs ist ein fairer Preis. Her damit. Schliesslich steht heute in jedem Haushalt eine verstaubte Greatest-Hits-CD von ABBA. Dann ist es sicher erlaubt, sich das Gesamtwerk reinzuziehen. Vor allem, weil damit ein Erkenntnisgewinn verbunden ist. Ich wollte herausfinden, wie das ABBA-Konzept entwickelt wurde, anders gesagt: Wie ABBA erfunden wurde. Mit den LPs kann man die Entstehungsgeschichte besser verstehen als mit einer Greatest-Hits-Compilation.

Vor ABBA: Björn und Benny als Duo...
Anfang der 70er Jahre taten sich Björn und Benny zusammen und nahmen als Duo weichgespülte, wenig originelle Folk-Pop-Songs auf («She's My Kind Of Girl», «Love Has Its Ways»), die an die Schlager zweitrangiger englischer Gruppen der 60er Jahre erinnern. Mit diesem schwachen Material war eine internationale Karriere undenkbar. Nur der Refrain der 1972 veröffentlichten Single «En Carousel» erinnert an die ersten ABBA-Hits: Zwar ist die Struktur des Refrains simpel, aber ein Schuss Glamrock bringt Pfiff in die Sache.

... und mit Agnetha und Frida
Vorwärts gings erst, als Björn und Benny zwei Sängerinnen engagierten. Das war eine geniale Idee, denn die beiden Männer hatten doch eher fade Stimmen. Neben dem Einsatz von Glamrock-Stilelementen war der Beizug von Agnetha und Frida der zweite entscheidende Schritt bei der Erfindung von ABBA. Wie wichtig die Sängerinnen waren, zeigt das Lied «People Need Love». Ihre stimmliche Brillanz macht das Lied zum Ereignis. Die Studioproduktion ist auch wesentlich üppiger als die früheren Aufnahmen und erinnert an das Wall-of-Sound-Konzept von Phil Spector. Die Strophen beginnen zum Beispiel mit einem rückwärts eingespielten Akkord.

LP «Ring Ring» (1973)
Offenbar noch für den schwedischen Markt produziert und mit den Namen «Björn Benny & Agnetha Frida» bedruckt, beginnt die LP mit einer schwedisch gesungenen Version von «Ring Ring». Erstmals ist hier alles da, was ABBA berühmt machte: ein hämmernder Glamrock-Rhythmus, eine eingängige Melodie, die von Phil Spector beeinflusste Produktion, dazu der euphorisierende Gesang der beiden Frauen, und auch die beiden Männer dürfen kurz dazwischen blöken. Ansonsten ist die Platte durchzogen. Sie enthält auch den Hit «Nina Pretty Ballerina». Die anderen Songs sind weniger ABBA-typisch, aber durchaus originell und angenehm anzuhören. Das Stück «Disillusion» zeigt, dass auch Agnetha eine talentierte Songschreiberin war, sie durfte dieses Talent aber, abgesehen von diesem einen Stück, später nicht mehr zur Geltung bringen. Die Rollen waren verteilt: Die Männer komponieren, die Frauen singen.

LP «Waterloo» (1974)
Inzwischen hatte die Gruppe auch den Namen ABBA gewählt (und zum Glück Namen wie FABB oder Alibaba verworfen). Waterloo ist ein klassisches All-Killer-No-Filler-Album. Auch weniger spektakuläre Nummern wie «King Kong Song» rocken flott. In dichter Abfolge enthält die Platte bewegende Pop-Melodramen wie «My Mama Said» oder «Suzy-Hang-Around». Die Sehnsucht der in der Hochkonjunktur wohlhabend gewordenen Kleinbürger nach südlichen Ländern wird gekonnt bedient mit Schmachtfetzen à la «Hasta Manana» oder «Sitting In The Palmtree». Herrlich. Nur eine Frage bleibt offen: Woher bezogen zwei Songschreiber, die jahrelang fade Folk-Pop-Songs am Fliessband produziert hatten, plötzlich die Inspirationen, um ein Album mit epochalen, bewegenden Songs zu füllen? Die Antwort auf diese Frage kennen nur Björn und Benny. Vielleicht wissen sie es selber nicht.

Dienstag, 28. Juni 2011

Coiffeursalonnamenkatastrophe à la provençale


Ist man erst einmal sensibilisiert für verunglückte Coiffeursalonnamen, findet man sie auf Schritt und Tritt, in allen Weltgegenden, überall. Auch in einem verschlafenen Provence-Kaff namens Tourrettes-sur-Loup. Gleichnamige Coiffeursalons existieren auch in St. Martin d'Uriage und in Beaumont-sur-Oise, falls das jemanden interessiert. Der Coiffeursalonname funktioniert nur, wenn man «Hair» auf französische Weise ausspricht, nämlich «ääär».

Foto: Bobby California

Freitag, 24. Juni 2011

Klartext

Selten hat jemand seinen Frust beim Online-Dating so unverblümt in Worte gefasst wie die folgende anonyme 55-jährige Dame, die (noch) Mitglied bei ElitePartner ist:

Ich über mich

Mein Lieblingsbuch ist ...

...das hat ein halbes Jahr niemanden interessiert.

Ich kann es nicht leiden, wenn ...

....man hier nach Übermenschen sucht. Warum kommen keine Anfragen? Ich war fünf Monate mit einem attraktiven Profil hier drin, ohne das geringste Interesse seitens der männlichen Partnersuchenden. Ich kann meine Enttäuschung nicht in Worte fassen. Es ist mir ein Rätsel, dass mich niemand angeschrieben hat. Ich weiss nicht, woran das liegt. Ich wurde zu keinem Telefon und zu keinem Kennenlern-Kaffee eingeladen. Noch schlimmer, meine Anfragen wurden mit Standard-Absagen gekillt. Es erstaunt mich, dass Professoren, Hochschulabsolventen, Studierte, etc. nicht in der Lage sind, ein paar Sätze selber zu formulieren. Ist das Niveau an den Hochschulen so tief? Ob das der Sinn einer Online-Partnersuche ist, ist für mich fraglich. Wo sind den die Männer mit Bildung und Charakter? Die sollten ja hier zu finden sein, wie die Werbung im Fernsehen sagt. Ich finde es so schade um das fehlinvestierte Geld.

Es macht mich glücklich, wenn ...

... wenn jemand Interesse an meinem Profil zeigt, und mich nicht nur besucht, sondern auch Kontakt mit mir aufnimmt (Gentlemen like). Leider habe ich das innert eines halben Jahres nie erleben dürfen.

Wenn ich ein Kunstwerk wäre, dann wäre ich ...

.. dann würde ich auf alle, die mir nicht schreiben, von der Wand herunterlachen und euch sagen, wie menschenverachtend Arroganz ist.Alle, die mein Profil ignoriert haben, verdienen einen schwarzen Klecks...keine schön leuchtenden Farben.......schade, dass ihr mich nicht kennen lernen wolltet.

Ein ideales Wochenende ist für mich, wenn ...

...sich nicht mit hochnäsigen Menschen herunzuschlagen müssen.

Wenn ich mir einen Traum erfüllen könnte, dann ...

...dann den, dass auch hochmütige Menschen mal Arroganz pur erleben.

Am wichtigsten in meinem Leben ist mir ...

...das Zusammensein mit lieben Mensche, die mich wertschätzen. Für die tue ich auch alles und wünsche ihnen nur das Beste. Schade gehörst Du nicht dazu. Das hast Du jetzt verbockt. Mein Abo läuft in drei Wochen aus. Du bist schuld, hast Du die Chance, eine echt starke Partnerin zu bekommen, nicht genutzt. Ich gönne Dir eine kettenrauchende, dümmlich, zickige Sozialhilfeempfänerin, Das haben arrogante Männer verdient.

Es bringt mich zum Lachen, wenn ...

..wenn die Männer hier an Frauen geraten, die nur an ihr Geld wollen.

In fünf Jahren möchte ich ...

... möchte ich mit meinem Partner über die Schwerenöter und Möchtegerns, die mich ignoriert haben, lachen können. Schade können das die notorischen Absageerteiler nicht lesen.

Das Besondere an mir ist, dass ...

.. dass ich über der Sache stehe, und weiss, dass ich einen lieben Partner kennenlernen werde.



Dienstag, 7. Juni 2011

Die personalisierte Zeitung

In der Syndicom-Mitgliederzeitung und jetzt auch noch in der Medienwoche durfte sich Nick Lüthi über einen Lieblingsmythos der dogmatischen Internet-Fans auslassen: die «personalisierte Zeitung». Die neue Wortschöpfung bedeutet, dass man nicht mehr eine ganze Zeitung kauft, sondern nur noch einzelne Artikel, die den Leser vermeintlich besonders interessieren. Nick Lüthi meldet, die Post wolle eine solche personalisierbare Tageszeitung anbieten. Der Test soll zeigen, ob die Zeitungsleserinnen und -Leser eine solche Zeitung wünschen.

Ob Lüthi diese «personalisierbare» Zeitung gut findet, sagt er nicht. Man darf davon ausgehen, dass er das Experiment befürwortet. Denn bei den Internet-Fans gehört es längst zum guten Ton, dass man die personalisierte Zeitung gut findet. Es gab ja seit den Punks keine gesellschaftliche Gruppe mehr, die so homogen denkt und argumentiert wie die dogmatischen Internet-Fans (d.h. die Internet-Aktivisten, die Leute, die sich zur sogenannten «Netzgemeinde» zugehörig fühlen).

Doch ist die personalisierte Zeitung wirklich ein Segen für die Menschheit? Cass Sunstein, Jus-Professor der Universität Chicago hat sich dazu Gedanken gemacht. Als er sich zum Thema äusserte, wurde er von den Digital-Fans als «Nazi» beschimpft.

Cass Sunstein hat etwas getan, was viele Internet-Anhänger nicht ausstehen können: Er hat Probleme benannt, die vom Internet verursacht oder verstärkt werden. Und das ist nicht erlaubt in den Augen der «Netzgemeinde». Für sie gilt: Das Internet ist grundsätzlich ein Segen für die Menschheit, weil sie wollen, dass das so ist. Doch Cass Sunstein weist auf eine folgenschwere Entwicklung hin:

«Mit der sinkenden Bedeutung der General-Interest-Magazine und -Zeitungen und mit der Blüte individuell zugeschnittener Programme treffen unterschiedliche Gruppen eine grundlegend unterschiedliche Wahl.»

Diese Entwicklung sei gefährlich, sagt Sunstein, weil sie im Extremfall zu Radikalisierung und Intoleranz führen könne:

«Die meisten Weissen vermeiden Nachrichten und Unterhaltung, die auf ein afro-amerikanisches Publikum zugeschnitten sind.»

Die personalisierte Zeitung, bei der man nur noch die Stoffe abonniert, die einen vermeintlich interessieren und bei der man alles ausblenden kann, was einen vermeintlich nicht interessiert, diese Zeitung bedrohe die Demokratie, sagt Cass Sunstein.

Montag, 23. Mai 2011

«Halbseidene Pseudoinfos aus dem Internet»

«Wie Klaus Rodens das nervt! Wenn die Eltern seiner kleinen Patienten in seiner Praxis stehen, ihn mit ihren "halbseidenen Pseudoinfos aus dem Internet" bombardieren und dann spezielle Medikamente bestellen. Meine Tochter hustet so stark, sie braucht Mucosolvan. Mein Sohn kommt in der Schule nicht mit, er benötigt die Psychopille Ritalin. Der Kinderarzt, der seit 1993 eine Praxis in Langenau bei Ulm hat, nimmt sich dann fünf Minuten Extrazeit und erklärt den Müttern und Vätern ausführlich, was ihr Kind wirklich hat und braucht. Oft ohne Erfolg: "Wenn die sich das in den Kopf gesetzt haben, dann wollen sie auch ein Rezept", sagt Rodens...»

So beginnt ein äusserst lesenswerter Artikel aus der deutschen Wirtschaftszeitschrift «Capital» mit dem Titel «Der Pillentrick oder: Wie man Patienten um den Finger wickelt.» Der Text zeigt ganz klar: Die Gratis-Texthäppchen, mit denen wir im Internet gefüttert werden, sind keineswegs immer nur nützlich für uns – wie uns die Internet-Gläubigen weismachen wollen. Das Gegenteil ist wahr: Viele Leute können Werbung und Information im Internet nicht unterscheiden. Die Folgen sind katastrophal: Wenn diese Leute krank sind, fallen sie auf die Werbung schutzlos herein. Und laufen zum Arzt mit einem Medikamentennamen im Kopf, wie Doktor Rodens sehr anschaulich berichtet im Capital-Artikel. Die Folgen sind für uns alle katastrophal, einerseits für die Patienten, aber auch für die gesamte Gesellschaft:

«Die Patienten fühlen sich aufgeklärt, fallen in Wahrheit aber oft nur auf die Marketingtricks der Pharmaindustrie herein. Die Kosten tragen die Kranken, weil sie manchmal nicht die beste oder gar eine unnütze Therapie erhalten. Und die Gemeinschaft der Krankenversicherten.»

Das sollten sich alle die Leute einmal hinter die Ohren schreiben, die immer wieder ihr Mantra herunterbeten vom Internet, das uns alle glücklich macht. Leute wie David Herzog vom Substanz-Blog, der hier in der Kommentarspalte wörtlich schrieb:

«Du kannst jeden Arzt fragen, jeder wird dir bestätigen, dass die Patienten seit dem Internet viel besser informiert sind.»

Klaus Rodens hat diese Behauptung einmal mehr widerlegt.