Mittwoch, 2. März 2011

Weltwoche wühlt im Privatleben von Journalisten

Seltsam und unheimlich, wie gut der Blogger Ronnie Grob mit der Weltwoche synchronisiert ist: Vor wenigen Wochen schrieb Ronnie Grob in einem Blogpost und in einem Artikelchen in der Medienwoche, Journalisten seien mehrheitlich links. Diesen Befund stützte er auf methodisch äusserst fragwürdige Studien ab.

Und jetzt geht auch Andreas Kunz von der Weltwoche zum Frontalangriff auf linke Journalisten über: er wühlt im Privatleben der Journalisten und stellt ihnen Fragen zu ihrem politischen Standpunkt. Einerseits ist es belustigend, dass Kunz sich von diesem hemdsärmligen Vorgehen, das an den lächerlichen Fragebogen der SVP erinnert, irgendwelche Erkenntnisse verspricht. Der Fragebogen der Weltwoche sieht wie folgt aus:

Sehr geehrter ………
Im Nachgang zur Nationalratskandidatur von Tagesschau-Redaktor Matthias Aebischer machen wir bei der Weltwoche eine Umfrage bei den wichtigsten SRF-Info-Redaktoren. Im Sinne einer Herstellung von Transparenz gegenüber den Gebührenzahlern möchten wir Ihnen gerne folgende Fragen stellen:

- Sind Sie Mitglied einer politischen Partei? Und wenn ja, in welcher?

- Waren Sie jemals Mitglied einer politischen Partei? Und wenn ja, in welcher?

- Waren Sie jemals auf eine andere Art und Weise politisch aktiv? Und wenn ja, wie?

- Sind Sie oder waren Sie jemals Mitglied in einer wirtschaftlichen Vereinigung oder einem NGO? Und wenn ja, in welcher?

- Sind Sie oder waren Sie jemals aktives Mitglied in einer gewerkschaftlichen Vereinigung? Und wenn ja, in welcher?

Bei Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Für eine Antwort bis spätestens nächsten Montag wäre ich Ihnen dankbar.

Herzlich
Andreas Kunz, Ressortleitung Gesellschaft
DIE WELTWOCHE

Die drei Gewerkschaften SSM, Syndicom und Impressum protestieren gegen die Fragebogen-Aktion: «Die Weltwoche greift damit in die Privatsphäre und die verfassungsmässig garantierten Freiheitsrechte der Journalisten ein. Sie macht die falsche Gleichung, dass jeder Journalist seine professionelle Arbeit nach seinen eigenen persönlichen politischen Präferenzen ausrichten. Wir fragen: Wo sind da die Grenzen? Müssen sich in Zukunft Journalisten auch über ihre Religion ausweisen, weil auch religiöse Fragen Gegenstand der journalistischen Arbeit sind?»

Die Gewerkschafter kritisieren: «Die Weltwoche gibt vor, Transparenz herstellen zu wollen. Es sei daran erinnert, dass ausgerechnet bei der Weltwoche die finanziellen Hintergründe alles andere als offen und klar sind.»

Und die Journalisten-Vertreter erinnern zu recht: «Als einst Norbert Hochreutener für die CVP und Anton Schaller für den Landesring und Filippo Leutenegger für die FDP in den Nationalrat wechselten, gab es keine Folgerungen und Diffamierungen, die Redaktionen der SRG seien einseitig bürgerlich ausgerichtet.»

Die Stellungnahme der drei Gewerkschaften schliessen mit einem Appell: «Wir bitten Sie als Journalisten, diese Aktion der Weltwoche gegenüber Berufskolleginnen und Kollegen zu hinterfragen und allenfalls dagegen zu protestieren.»

1 Kommentar:

  1. Vergessen gegangen:

    . Essen Sie immer brav Ihren Teller auf?
    . Lieben Sie die Schweiz?
    . Hängt in Ihrem Wohnzimmer ein Bild von Zottel? Wenn nicht, warum nicht?
    . Sind Sie schwul oder sonst irgendwie krank?
    . Haben Sie ein Weltwoche Abo und wenn ja, wurde es Ihnen a) geschenkt b) aufgezwungen c) unter dem Versprechen abgegeben, dass Sie sich damit problemlos als richtiger Schweizer tarnen können?

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