Samstag, 11. Dezember 2010

«I'm going to have me blood changed»

«Life», die neue Autobiografie von Keith Richards, bereitet mir seit einigen Tagen ein immenses Lesevergnügen. Das hat viel zu tun mit dem unnachahmlichen lockeren Plauderton, den Keith anschlägt (Tipp: unbedingt die englische Originalversion lesen. Das ist nicht einfach ein Rockbuch wie viele andere – die Sprache ist Musik). Und es hat auch viel zu tun mit den süffigen Details aus der Geschichte der Stones, die man da und dort erfährt. Erstaunlich: Fast alle Bandmitglieder kriegen ihr Fett ab. Brian Jones war ein unzuverlässiger Psychopath. Mick Taylor war eine eindimensionale, introvertierte Gestalt. Bill Wyman war ein Frauenheld, der seinen Groupies faden Tee servierte und sie nach zehn Minuten wieder wegschickte. Mick Jagger wird in der ersten Hälfte des Buches kaum erwähnt. Nur mit Charlie Watts scheint Keith Richards immer gut ausgekommen zu sein.

Leser dieses Blogs wissen es: Die Schweiz war in den 70er Jahren das einzige Land, das den genialen Drögeler Keith Richards nicht rausschmiss. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass er im Wallis Unterschlupf fand. Das war schon immer ein Terrain, das Outlaws gut gesinnt war, siehe die Farinet-Geschichte. Aus dieser Epoche möchte ich hier ein Müsterchen wiedergeben, das Keiths Erzählton schön zeigt:

«These necromantics were given a boost by the story that I went to Switzerland to get my blood changed – perhaps the one thing everybody seems to know about me. OK for Keith, he can just go and have his blood changed and carry on. It's said to have been some transaction with the devil deep under the stones of Zurich, face white as parchment, a kind of vampire attack in reverse and the rosiness returns to his cheeks. But I never changed it! That story comes from the fact that when I was going to Switzerland, to the clinic to clean up, I had to land at Heathrow and change planes. And there's the Street of Shame following me, "Hey, Keith." I said, "Look, shut the fuck up. I'm going to have me blood changed." Boom, that's it. And then off to the plane. After that, it's like it's in the Bible or something. I just said it to fob them off. It's been there ever since.»

Keith Richards: «Life». Verlag Weidenfeld & Nicolson, ca. Fr. 46.–

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