Mittwoch, 3. November 2010

Desinformiert dank Google

Im August zitierte ich einen klugen Arzt, der warnte, dass Informationen im Internet selten unabhängig von wirtschaftlichen Interessen sind und meistens nicht aktuell. Internet-gläubige Leser wie David protestierten: «Du kannst jeden Arzt fragen den du willst, jeder wird dir bestätigen, dass die Patienten seit dem Internet viel besser informiert sind. Das willst du doch nicht ernsthaft abstreiten?»

Heute erklärt im Tages-Anzeiger ein anderer Arzt, welches die fatalen Folgen sind, wenn die Patienten ihre Informationen nur noch via Google von irgendwelchen dubiosen Internetseiten beziehen:

«Oft wünschen sich Patienten eine Röhrenuntersuchung, also eine Computertomografie oder Magnetresonanz, die den Körper in genauen Details abbildet. Diesen Wünschen muss ich gelegentlich entsprechen, obwohl die medizinische Indikation dafür fehlt. Die Leute haben im Internet nachgeschaut und glauben, das gehöre unbedingt dazu.»

Das sind die Folgen des Internet: Die Kosten des Gesundheitswesens werden unnötigerweise aufgebläht, und Patienten werden unnötigerweise mit krebserregenden Strahlen belastet. Sicher wird David auch das bestreiten...

3 Kommentare:

  1. Ach komm Bobby, dass ist doch nicht Dein ernst, oder?

    Klar, ist es so, dass die Tatsache, dass mehr Leute an mehr ungefilterte Informationen kommen, auch Auswirkungen auf die Prozesse und Strukturen einer Gesellschaft haben. Das Internet hat Folgen, und zwar wir alles auf der Welt, je nach Sichtweise und Kontext, positive und negative.

    Klar kann es sein, dass es Patienten gibt, die sich im Internet informieren und dort auch auf Informationen stossen, die vielleicht nicht nur zu ihrem Besten sind.

    Aber war es denn vorher Besser, wenn gerade im Gesundheitsbereich nur die von der Medizin- und Pharamaindustrie bezahlten Gratisblättchen und PR-Artikel in den Bezahlmedien als Quelle vorhanden waren?

    Der Arzt der sagt, dass er den Wünschen entspricht ohne dass es aus seiner Sicht medizinisch sinnvoll wäre, ist einfach zu faul um zu argumentieren bzw. hat Angst davor einen Kunden zu verlieren.

    Das spricht doch aber eigentlich eher gehen den Arzt als gegen das Internet.

    Und was mir ja nicht ganz klar ist, was Du denn nun genau sagen willst damit? Das Internet ist schlecht und wir sollten es wieder abstellen bzw. eine Zensurstelle einführen, die definiert, welche Informationen gut sind für die dummen Bürger und welche nicht?

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  2. Andreas > Ich sage ja nicht, vor dem Internet sei alles besser gewesen. Aber es stimmt einfach nicht, dass die Leute dank dem Internet perfekt informiert sind, wie uns das unkritische Internet-Euphoriker wie David weismachen wollen.

    Klar könnte der Arzt einen Patienten rausschmeissen, der eine unnötige CT verlangt. Aber dann würde der Patient einen anderen Arzt suchen – und finden – der ihn in die Röhre schickt. Der Befund bleibt unverändert: Das Internet führt zur Desinformation.

    Nein, ich verlange nicht, dass das Internet abgeschafft wird. Mir als Musikfan bietet das Internet den Zugang zu Informationen, die ich sonst nicht hätte. Aber man sollte endlich die Illusion vergessen, dank dem Internet könne man Informationen für alle Lebenslagen gratis erhalten und brauche keine anderen Informationsquellen mehr. Leute wie David glauben das. Sie sind auf dem Holzweg. Das Zitat des Arztes beweist es.

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